Rundbrief Juni 2025
An die Mitglieder, Freunde und Förderer der Luther-Gesellschaft 27. Mai 2025
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Luther-Gesellschaft,
wir gehen mit großen Schritten auf die Herbsttagung der Luther-Gesellschaft zu, die vom 3. bis zum 5. Oktober in der Leucorea in Wittenberg stattfinden wird. Mit dem beiliegenden Programm lade ich Sie ganz herzlich ein, sich anzumelden und an der Tagung teilzunehmen.
Die Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Armin Kohnle und Prof. Dr. Martin Keßler haben für eine spannende Tagung Beiträge zu den Themen zusammengestellt, die die Reformatoren in Wittenberg im Jahr 1525 umgetrieben haben: zum Tod Friedrichs (II) des Weisen und zum Übergang der Kurfürstenwürde an seinen Bruder Johann (der Beständige). Zu Thomas Müntzer, der am 27. Mai, an dem ich 500 Jahre später diesen Brief schreibe, enthauptet wurde, und zum Bauernkrieg, der im Jahr 1525 seinen blutigen Höhepunkt und Abschluss fand. Zu Erasmus von Rotterdam – ebenfalls 1525 erschien Luthers Schrift ‚Vom unfreien Willen‘, die Antwort auf die Verteidigung des freien Willens des Menschen vor Gott, die Erasmus 1524 gegen Luther veröffentlicht hatte. Mit diesem Schlagabtausch der beiden Hauptvertreter der Reformation und des Humanismus kühlt sich das Verhältnis der beiden Bewegungen deutlich ab.
Das Jahr 1525 war ein wirklich entscheidendes Jahr der reformatorischen Bewegung, das auf der diesjährigen Tagung der Luther-Gesellschaft aspektreich in Erinnerung gerufen wird. Dabei haben die Organisatoren nicht nur Vorträge herausragender Referentinnen und Referenten vorgesehen, sondern auch eine exzellent besetzte Podiumsdiskussion („Religion, Gesellschaft und Gewalt – Herausforderungen in der Erinnerung an den Bauernkrieg“) und einen Besuch des Lutherhauses und der Sonderausstellung des Lutherhauses im Augusteum.
Beiliegend finden Sie das Programm mit der Möglichkeit der Anmeldung. Ich freue mich sehr auf diese Tagung, die Vorträge und auf lebhafte Diskussionen und hoffe, viele von Ihnen dort begrüßen zu können.
Ein Thema des Jahres 1525 wird in der Vorstellung der Tagung auf dem Flyer erwähnt und wird sicher immer wieder in den Diskussionen eine Rolle spielen: die Eheschließung Martin Luthers mit Katharina von Bora. Mitten in einer Zeit des Bürgerkriegs und der theologischen und politischen Umbrüche pflanzt Luther, sozusagen, ein Apfelbäumchen. Im Krisenjahr 1525 erfährt Luther, dass die Ehe eine Segensgabe des Schöpfers ist.
500 Jahre später sind auch wir von vielfältigen Krisen umgeben und betroffen: furchtbare Kriege und Bürgerkriege nicht nur in der Ukraine, in Israel und Palästina, sondern vergessene Blutbäder in vielen Staaten Afrikas, Asiens. Flüchtlingsströme in Lateinamerika, Asien und Afrika. Politische Spannungen in den Gesellschaften des Westens. Mitgliederschwund der Kirchen.
Aber es gehört zum Zentrum des reformatorischen Christentums, dass wir nicht nur auf das Furchtbare und Schreckerregende starren und es bejammern, sondern dass wir den Blick bewahren für die Güte und den Segen des Schöpfers. Dass wir uns nicht entmutigen lassen, sondern die Worte in Erinnerung behalten, die Luther seinem Lied ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ zugrunde gelegt hat, die Worte des Psalms 46:
„Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.“ (Psalm 46,2-5)
Zuversicht. Stärke. Furchtlosigkeit. Fröhlichkeit. Dies und nicht Verzagtheit und Angst ist die Signatur des Christseins im Sinne der Reformation. Das Fundament ist das Vertrauen der Stadt Gottes darauf, dass „Gott bei ihr drinnen ist, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.“ (Psalm 46,6)
Möglicherweise fehlt den Kirchen der Reformation in der Gegenwart die Fröhlichkeit und Furchtlosigkeit, die Zuversicht, die aus dem Vertrauen auf Gottes „Hilfe in den großen Nöten“ kommt. Dies Vertrauen hat Luther dazu motiviert, im Krisenjahr 2025 zu heiraten und eine Familie zu gründen.
Die Erinnerung an den Grund dieses Vertrauens für die Gegenwart wachzuhalten: das ist eine wichtige Aufgabe der Luther-Gesellschaft. Und dazu trägt die Tagung dieses Jahres bei, zu der Sie hiermit noch einmal herzlich eingeladen sind.
Seien Sie herzlich gegrüßt, auf Wiedersehen in Wittenberg
Ihre
Prof. Dr. Notger Slenczka | Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt |
Erster Präsident | Zweite Präsidentin |