gegründet 1918 in Wittenberg

Rundbrief Juni 2022

An die Mitglieder, Freunde und Förderer der Luther-Gesellschaft                           14. Juni 2022

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Luther-Gesellschaft,

kaum waren wir dabei, von der Pandemie aufzuatmen, hat uns ein viel größerer Schrecken getroffen: Seit dem 24. Februar dieses Jahres ist in Europa, in unserer Nachbarschaft, in der Ukraine Krieg. Bei den Älteren stellen sich böse Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg ein; die Jüngeren haben bisher nur in Friedenszeiten gelebt und stellen sich, zumeist erstmals, existenzielle Fragen nach Krieg und Frieden. In der Gesellschaft wie in der Kirche muss neu überlegt werden, was dem Leben der Menschen dient und wie ein auskömmliches Miteinander gestaltet werden kann.

Auch unser Glaube ist durch diesen Krieg herausgefordert. Viele Christen bitten Gott um Frieden, im Wissen, dass es gerade jetzt darauf ankommt, und in der Spannung, dass ihre Gebete bisher nicht erkennbar in Erfüllung gegangen sind. Aber nicht zu beten, ist keine Alternative, und neben dem Beten das Gute zu tun, ein Gebot. Wir hoffen, dass dieser Krieg bald ein Ende nehmen wird und dass es ein friedliches Leben nach dem Krieg geben kann. Zugleich muss uns klar sein, dass dies alles nicht ohne unser Mittun und unsere Opfer möglich sein wird. Ein Leben, wie wir es bisher gewohnt waren, wird es nicht mehr geben, dazu sind die Probleme allzu offenkundig geworden: Krieg und Frieden, Klima und Konsum, Artenvielfalt u.a.m. Und auch die Pandemie ist ja nicht vorbei, selbst wenn wir uns in diesen Monaten in einiger Sicherheit wähnen.

Nachdem wir im vergangenen September in Wuppertal haben tagen können, steht nun die nächste Tagung an. In der Folge von „Bekennen und Bekenntnis. Von Worms nach Barmen“ wird es in Wittenberg um „Konfessionelle Traditionen und Positionen in den Unionskirchen“ gehen. Die Tagung ist von der Zweiten Präsidentin und OKR Dr. Martin Evang, Mitglied unseres Beirats, vorbereitet worden. Es geht darum wahrzunehmen, dass und wie sich unterschiedliche evangelische Christentümer und Kirchen ausgebildet und in Konkurrenz neben- und miteinander existiert haben. In einer Zeit, in der aus verschiedenen Gründen Unterschiede häufig dissimuliert werden und auch in den Kirchen kaum mehr erkennbar sind, scheint es sinnvoll, nach dem je Eigenen der Konfessionen in den Unionskirchen zu fragen. Wie lutherisch oder wie reformiert ist eine Kirche? Welche Elemente hat sie welcher Tradition entnommen? Lohnt es sich, Unterschiede als Ausdruck je eigener Identität zu bewahren, oder ist es besser, vor allem das Gemeinsame zu suchen? Die eingeladenen Referenten lassen eine anregende Tagung erwarten.

Nachdem wir den Martin-Luther-Preis für den akademischen Nachwuchs 2020 in Wittenberg nicht hatten verleihen können, haben wir die Preisverleihung an Herrn Prof. Dr. Ingo Klitzsch, jetzt Münster, und Herrn Pfarrer Dr. Alexander Kupsch, Balingen, in Wuppertal nachgeholt. Den Martin-Luther-Preis 2022 aber werden wir wieder in gewohnter Form verleihen können: innerhalb der Tagung am Freitag, dem 23. September in der Schlosskirche zu Wittenberg. Die Ehrengäste sind geladen, die Gäste werden hiermit geladen. Die diesjährige Preisträgerin ist Frau Dr. theol. Christiane Domtera-Schleichardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Frau Domtera-Schleichardt hat den Preis für Ihre Dissertation „Die Wittenberger ‚Scripta publice proposita‘ (1540-1569). Universitätsbekanntmachungen im Umfeld des späten Melanchthon“ erhalten. Das Buch ist 2021 in der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig erschienen (ISBN 978-3-374-06684-1). Die Preisträgerin wird zur Verleihung anwesend sein und ihre Arbeit im Festakt in der Schlosskirche vorstellen.

Wir freuen uns auch, dass die Sponsorin des Martin-Luther-Preises, die Evangelische Bank Kassel, im Anschluss an den Festakt zu einem Empfang in die Leucorea einladen wird, und danken ihr für ihr Engagement in dieser wichtigen Aufgabe der Pflege des akademischen Nachwuchses.

Wir danken für alle eingegangenen Spenden, die unsere Arbeit erleichtern und in schwieriger werdenden Zeiten ihre Finanzierung auf eine breitere Basis stellen. Spenden, auch kleinerer Beträge, bleiben immer willkommen. Und für den Fall, dass Sie die Gesellschaft mit einem Vermächtnis bedenken wollten, wenden Sie sich ggf. bitte mündlich oder schriftlich direkt an den Ersten Präsidenten.

Unsere Publikationen erfreuen sich noch immer großer Verbreitung und werden auch in kommenden Jahren im Druck erscheinen – Zeitschriften, die nur online verbreitet werden, haben nach Auskunft des Verlags keine Zukunft. Dieses Schicksal aber verdienen LUTHER und das Lutherjahrbuch nicht. Allerdings werden wir uns auf höhere Herstellungskosten einzustellen haben.

Wir sind guten Mutes und begründeter Hoffnung, dass wir unsere Tagung vom 23. bis 25. September in Wittenberg werden durchführen und uns dort auch wieder begegnen können. Programm und Anmeldeformular sind beigefügt - die Geschäftsstelle und der Vorstand freuen sich über eingehende Anmeldungen und lebendige Teilnahme.

Ein Letztes: Im kommenden Jahr 2023 findet unsere Tagung in Eisenach statt, und zwar vom 29. September bis 1. Oktober. Es wird dann turnusgemäß eine Mitgliederversammlung (mit Vorstandswahlen) stattfinden. Auch aus diesem Grund würden wir uns über eine rege Teilnahme freuen. Bitte notieren Sie den Termin.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Sommerzeit und hoffen, manche von Ihnen in Wittenberg wiederzusehen und grüßen Sie herzlich

Ihre

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Johannes Schilling Dr. Mareile Lasogga
Erster Präsident Zweite Präsidentin

letzte Änderung: Mittwoch, 26. Oktober 2022