Martin-Luther-Preis 2022: Christiane Domtera-Schleichardt
Der Martin-Luther-Preis 2022 für den akademischen Nachwuchs wurde am 23. September 2022 in der Schlosskirche zu Wittenberg verliehen. Christiane Domtera-Schleichardt erhielt den Preis für ihre Dissertation "Die Wittenberger ‚Scripta publice proposita‘ (1540-1569). Universitätsbekanntmachungen im Umfeld des späten Melanchthon".
1984 | geboren in Lutherstadt Wittenberg |
2003-2010 | Studium der Evangelischen Theologie, Lateinischen Philologie und Kunstpädagogik an der Universität Leipzig; Erstes Staatsexamen (Höheres Lehramt an Gymnasien) |
2012-2018 | Arbeit an der Dissertation „Die Scripta publice proposita (1540-1569) der Universität Wittenberg. Universitätsbekanntmachungen aus der Zeit des späten Luther und Melanchthon“ (Prof. Dr. Armin Kohnle, Leipzig); 2012-2013 Promotionsstipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung |
Seit 2013 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig |
2020 | Promotion zur Dr. theol. in Leipzig; Studienpreis der Pfarrer-Heinrich-Lehmann-Stiftung für die Dissertation |
Verheiratet mit Dr. Axel Schleichardt | |
zwei Töchter (Martha und Edith) |
Die Dissertation befasst sich mit den sogenannten „Scripta publice proposita“, den im 16. Jhd. am „Schwarzen Brett“ oder als Broschürendrucke veröffentlichten Bekanntmachungen der Universität Wittenberg. Jene Verlautbarungen präsentierte die Leucorea der gelehrten Öffentlichkeit regelmäßig in gedruckten Sammelbänden, die anschaulich Lehrangebot, humanistisch-reformatorische Grundanliegen, Totengedenken, studentische Alltagskultur und Gelehrtenkommunikation in der reifen Phase der Reformation dokumentieren. Nach dem Tod Philipp Melanchthons, der das Genre wie kein anderer prägte und nach außen vermittelte, setzte in den offiziellen Bekanntmachungen eine intensive Melanchthon-Memoria ein, die ihn als Leitfigur der Wittenberger Universität und Reformation exponierte und gegen Anfeindungen verteidigte. Die Bekanntmachungen waren auch ein theologisches Verständigungsmedium, boten sie doch Auseinandersetzungen zu strittigen Lehrfragen in Geschichte und Gegenwart. Sie zeigen, wie die Leucorea bis in ihr Kleinschrifttum hinein eine „Wittenberger Autorität“ für sich beanspruchte. Die umfangreichen Kataloge der Arbeit erschließen das mehrbändige Textkorpus der Wittenberger „Scripta publice proposita“ erstmals systematisch und verzeichnen darüber hinaus einen Fundus weiterer Bekanntmachungen aus gedruckter und handschriftlicher Überlieferung.