gegründet 1918 in Wittenberg

Martin-Luther-Preis 2020: Ingo Klitzsch und Alexander Kupsch

Der Martin-Luther-Preis 2020 für den akademischen Nachwuchs wurde am 24. September 2021 im Internationalen Evangelischen Tagungszentrum Wuppertal verliehen.

Dr. Ingo Klitzsch erhielt den Preis für seine Habilitationsschrift „Redaktion und Memoria: Die Lutherbilder der ‚Tischreden‘“.

 1976  geboren
 1996-2003   Studium der evangelischen Theologie in Neuendettelsau, Jerusalem
 (Dormition Abbey), Heidelberg, Jena, Erlangen
 2004-2008  Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an
 der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Prof. Dr. Volker Leppin)
 2008  Promotion zum Dr. theol. an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
 (summa cum laude), 
 Promotionsschrift: Trinitätstheologie im Wandel. Eine genetisch-kontextuelle
 Analyse der sog. „Theologien“ des Petrus Abaelardus
 2009  Promotionspreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena
 2008-2010  Lehrvikariat in der Kirchengemeinde Trostberg (Oberbayern)
 2009-2010  Lehrbeauftragung für Bayerische Kirchengeschichte
 (Augustana-Hochschule Neuendettelsau)
 2011-2020  Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der
 Augustana-Hochschule Neuendettelsau (Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff)
 2018-2019  Habilitationsverfahren (Eberhard Karls Universität Tübingen)
 2019  Erteilung der Lehrbefugnis für das Fach Kirchengeschichte
 2020-2021  Lehrstuhlvertretung Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
   Verwitwet, zwei Kinder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die sogenannten »Tischreden« werden in der Luther- und Reformationsforschung vorrangig als »Materialsammlung« verwendet. Zu kurz kommt dabei die Frage, wie methodisch verantwortet mit diesen Überlieferungen umzugehen ist. Hier setzt Ingo Klitzsch an und geht innovative Wege. Er berücksichtigt Ansätze der kulturgeschichtlich ausgerichteten Erinnerungsforschung sowie exegetische und literaturwissenschaftliche Einsichten und zeigt auf, dass dieser Quellenbestand der zeitgenössischen Kompilationsliteratur im Allgemeinen und der Apophthegmatik im Besonderen zuzurechnen ist. Von hier entwickelt er Rahmenbedingungen einer gattungsadäquaten Methodik, die er exemplarisch anwendet. Erstmals wird deutlich, in welch hohem Maße und auf welche Weise die verschiedenen Überlieferungen durch die Interessen ihrer »Tradenten« geprägt sind: Die Überlieferungen sind weniger Zeugnisse einer ipsissima vox Lutheri als einer vielschichtigen Luthermemoria und ihrer Trägerkreise.

 

Dr. Alexander Kupsch erhielt den Preis für seine Dissertationsschrift „Autorität im Gebrauch. Martin Luthers Schriftgebrauch in Gottesdienst und gesellschaftlicher Öffentlichkeit“.

 1980  geboren in Würzburg
 2002-2007   Studium der Germanistik und Pädagogik, M.A.
 2007-2012  Studium der evangelischen Theologie
 2012-2018  Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hermeneutik und Dialog der Kulturen,
 Universität Tübingen (Prof. Dr. Christoph Schwöbel)
 2018  Promotion zum Dr. theol.
 2018-2020  Vikariat in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
 seit 2020  Pfarrer im Kirchenbezirk Balingen
   Verheiratet mit Christine, vier Kinder

 

 

 

 

 

 

 

 

Martin Luthers Forderung „sola scriptura – Allein die Schrift!“ ist Kernbestand der Reformation. Zugleich ist das sog. Schriftprinzip seit der Aufklärung ständig umstritten. Die Studie nähert sich der Schrifttheologie Luthers auf bisher selten beschrittenem Weg: Nicht über die Aussagen Luthers über Wesen und Autorität der Schrift, sondern durch Untersuchung seines konkreten Schriftgebrauchs. Dies geschieht durch Analyse zweier zentraler Handlungsfelder: 1. Wie hat Luther die Schrift als Autorität im Gottesdienst eingesetzt – in der Lesung, der Predigt, dem Abendmahl, und im Gebet? 2. Welche Rolle spielt die Autorität der Schrift in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit, für die katechetische Bildung, für die ethische Urteilsfindung und für die politische Beratung?
Die daraus gewonnen Einsichten werden mit neueren systematisch-theologischen Konzeptionen ins Verhältnis gesetzt. Wortzentrierte, subjektzentrierte und gemeinschaftszentrierte Ansätze werden auf ihr Potential hin befragt, Luthers Schriftgebrauch theologisch sinnvoll zu integrieren. Die Studie schließt ab mit einer dogmatischen Skizze evangelischen Schriftgebrauchs unter gegenwärtigen Bedingungen.

 

letzte Änderung: Donnerstag, 06. Oktober 2022